20.05.25 - Im Wirtschaftsbarometer fühlt der AM Suisse seinen Mitgliedern halbjährlich den Puls bezüglich der wirtschaftlichen Lage. Hier die aktuelle Auswertung.
Genug zu tun haben beide Branchen, der Metallbau wie auch die Landtechnik. Im Metallbau kommt der erwartete Aufwind zwar etwas langsamer als erhofft, aber die Baukonjunktur bietet in manchen Bereichen gute Chancen und die Auftragsbücher sind besser gefüllt als vor einem Jahr. In der Landtechnik weist der gegenwärtige Trend ganz deutlich weg vom Neukauf und hin zur Reparatur. Dies schmälert nicht nur die Betriebsgewinne, sondern sorgt in den Werkstätten für enormen Druck – die anhaltende Personalknappheit schafft leider keine Abhilfe.
Am Wirtschaftsbarometer nahmen 50 Unternehmen von Agrotec Suisse und 109 Unternehmen von Metaltec Suisse teil. Den Teilnehmern möchten wir an dieser Stelle aufrichtig danken. Es folgen die Auswertungen nach Branche.
Agrotec Suisse
Unter den teilnehmenden Unternehmen der Landtechnikbranche gaben über die Hälfte (54% bzw. 56%) beim Umsatz in der Werkstatt sowie beim Verkauf von Ersatzteilen einen Gleichstand gegenüber den Werten des gleichen Semesters im Vorjahr an. Etwas mehr Umsatz machten dieses Jahr gut ein Viertel der Unternehmen.
Recht düster muten die Angaben beim Verkauf von Maschinen, Geräten und Fahrzeugen an: Hier ging bei 54% der Betriebe der Umsatz zurück und war bei 38% gleichbleibend; im Umkehrschluss bedeutet das, dass nur 8% ein Wachstum verzeichneten. Der schon im Vorjahr harzige Absatz scheint sich im 1. Semester 2025 zu verstetigen.
Die Verkaufsschwäche schlägt sich im Betriebsergebnis nieder, wo ebenfalls nur 8% ein Wachstum verzeichnen und ganze 40% einen Rückgang. Immerhin gelang es knapp über der Hälfte der Unternehmen (52%), ihr Betriebsergebnis auf dem Niveau des Vorjahressemesters zu halten.
Bei der Geschäftsentwicklung befürchtet immer noch fast ein Drittel (30%) der teilnehmenden Betriebe eine weitere Verschlechterung des Geschäftsgangs. Mit gleichbleibenden Werten rechnen 56% der Betriebe und nur 14% zählen auf eine positivere Entwicklung. Die Aussichten bleiben insgesamt also weiterhin sehr verhalten; die Werte der aktuellen Umfrage haben sich im Vergleich zum Vorjahressemester nur sehr geringfügig verbessert.
Die Lagebestände haben sich nach der deutlichen Zunahme im Vorjahressemester auf hohem Niveau stabilisiert. Die Einhaltung der Zahlungsmodalitäten durch die Kunden scheint sich wieder etwas verbessert zu haben.
Der Personalbestand ist gegenüber dem gleichen Semester im Vorjahr eher etwas gesunken: 26% der teilnehmenden Betriebe beschäftigen weniger Personal, nur 20% mehr und 54% gleichviel wie ein Jahr zuvor.
Praktisch gleich wie in den letzten zwei Umfragen sind die Resultate beim Fachkräftemangel und der offenen Lehrstellen. Wie im Vorjahr beklagen 56% der Betriebe, zu wenig Fachkräfte zur Verfügung zu haben. In den 40 Landtechnikbetrieben, die gemäss der Umfrage 2025 Lehrstellen neu zu besetzen haben, werden noch 15 Landmaschinenmechaniker/innen und 4 Motorgerätemechaniker/innen gesucht.
Chancen und Risiken in der Landtechnikbranche
Das Tempo des technischen Fortschritts, so sehr dieser auch begrüsst wird, bringt neben Chancen auch Risiken mit sich. Unter anderem in der Berufsbildung. Diese hinke dem Fortschritt hinterher, meint ein Teilnehmer. In der aktuell diskutierten Schaffung einer dreijährigen Lehre sieht dieser – neben den eingestandenen Vorteilen – auch eine Gefahr. Nämlich, dass mehr Lernende statt der vierjährigen neu die dreijährige Ausbildung wählen, und aufgrund der verkürzten Dauer die Fähigkeit fehlt, mit neuen technischen Entwicklungen Schritt zu halten.
Im Einklang mit den Resultaten der Umfrage bestätigt ein Teilnehmer den Investitionsstau vieler Landwirtschaftsbetriebe: Es wurde diesen Winter überproportional viel repariert und wenig neues Gerät gekauft. Ein anderer Kommentar äussert in Zusammenhang mit den weiterhin hohen Lagerbeständen die Befürchtung, dass «Panikverkäufe» bei Lager- und Demo-Maschinen die Preise nach unten drücken.
Der Trend weg vom Neukauf hin zur Reparatur verschärft den Druck auf die Werkstätten – zusätzlich zum gewohnten Fachkräftemangel. Eine Folge sind lange Wartezeiten für Kunden und mehr Zeitdruck in den Betrieben einerseits sowie höhere Personalkosten andererseits. Dass die Mehrkosten von vielen Wettbewerbern nicht an die Kunden weitergegeben werden, bedauern mehrere Stimmen. Sie plädieren für eine Erhöhung der Stundensätze. Die Wertschätzung für gutes Handwerk habe zugenommen, dieses Potenzial gelte es zu nutzen, so einer der Kommentare.
Metaltec Suisse
Etwas weniger gut als im gleichen Semester des Vorjahres sind die aktuellen Zahlen der am am Wirtschaftsbarometer teilnehmenden Unternehmen der Metallbaubranche, dafür erhellen sich die Aussichten am Horizont der künftigen Geschäftsentwicklung.
Beim Umsatz verzeichnen nur 22% eine Zunahme, 28% hingegen eine Abnahme. Knapp die Hälfte der Betriebe geben stagnierende Umsatzzahlen an. Vor einem Jahr wiesen noch etwas mehr Betriebe ein Umsatzwachstum aus.
Die Betriebsergebnisse entsprechen diesem Bild – auch hier waren die Zahlen im ersten Halbjahr 2024 besser. In der aktuellen Umfrage geben nur 23% der Betriebe eine Zunahme und 26% eine Verringerung des Betriebsergebnisses an; die Hälfte rechnet mit einem Gleichstand gegenüber Vorjahr.
Trotzdem: Die Betriebe der Metallbaubranche sind wieder besser ausgelastet, volle Auftragsbücher für die nächsten drei oder mehr Monate haben dieses Jahr 37% der Unternehmen (Vorjahr: 32%). Dies weist auf verbesserte Aussichten für den künftigen Geschäftsgang hin.
In der Tat sehen die Metallbau-Unternehmen ihre künftige Geschäftsentwicklung positiver: 32% erwarten eine Verbesserung und nur 14% eine Verschlechterung des Geschäftsgangs. In der Umfrage vor einem Jahr sahen nur 29% optimistisch in die Zukunft, 23% rechneten mit der Verschlechterung, die wir in dieser Umfrage auch effektiv sehen.
Wenig verändert haben sich die Einhaltung der Zahlungsmodalitäten sowie der Personalbestand. Letzter blieb bei etwas über der Hälfte gleich und nahm bei jeweils knapp einem Viertel der Unterhemen zu oder ab.
Einen Mangel an Fachkräften gaben nur noch 53% der Unternehmen an (letzte Umfrage: 56%). Diesen Trend zur leichten Entschärfung des Fachkräftemangels im Metallbau beobachten wir in unserem Wirtschaftsbarometer nun schon seit gut zwei Jahren.
In 90 Betrieben sind gemäss der Umfrage dieses Jahr Lehrstellen zu besetzen. Noch offen sind davon 10 Lehrstellen als Metallbaupraktiker/in EBA, 78 als Metallbauer/in EFZ und 38 Lehrstellen als Metallbaukonstrukteur/in EFZ (inklusive Zusatzlehre).
Chancen und Risiken im Metallbau
Die Baukonjunktur wird durchwachsen bewertetet. Einige Teilnehmer sehen mehr Potenzial bei Sanierungen und Umbauten – vor allem von Privatkunden – und weniger beim Neubau und Grossprojekten. Aktuell steigen die Preise bei Glas und Aluminium, es drohen weitere Preissteigerungen aufgrund des Zollkriegs. Mehrere Stimmen beklagen die Tendenz der Marktteilnehmer, das aktuelle Preisniveau zu unterlaufen. Sie wünschen sich in der Branche mehr Selbstvertrauen bei der Durchsetzung angemessener, ökonomisch nachhaltiger Preise.
In den Kommentaren als Chance genannt wurde die Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber bei jungen Mitarbeitenden dank moderner Ausrüstung wie Planungssoftware und Ausmasssystemen sowie guten Löhnen – denn gute Mitarbeiter bedeuten mehr Ertrag. Neben dem Aufruf an Unternehmen, mehr für die Nachwuchsförderung zu tun, liegt auch in der Erwachsenenbildung ungenutztes Potenzial. Besonders schwer zu finden sind gemäss einem Kommentar erfahrene Projektleiter und Chefmonteure. Alle Unternehmen seien gefordert, den Beitrag an die Weiterbildung zu erhöhen. Der ausgetrocknete Personalmarkt verschärft zusammen mit vielen Vorschriften und Regulierungen den Aufwand für die Verwaltung. Konsequenz ist ein immer krasseres Missverhältnis zwischen dem Aufwand für die Administration und jenem für die Produktion.
Als Chance gesehen werden einerseits die Automatisierung und Nutzung von KI, andererseits wurden auf der Risikoseite als Gegenstück dazu die Abhängigkeit von globalen Software-Herstellern und ein erhöhtes Risiko von Cyberkriminalität genannt.